Die nach dem zweiten Weltkrieg stark ansteigende Bevölkerungszahl auf dem Almenhof führte 1965 zur Gründung der Lukasgemeinde Almenhof-Neckarau auf dem ehemaligen Gebiet der Neckarauer Matthäuskirche. Die Lukaskirche wurde für 400-500 BesucherInnen bis 1967 am August-Bebel-Park errichtet.
Beauftragt wurde der Mannheimer Architekt Carlfried Mutschler (1926-1999), ein Schüler des Architekten und Designers Egon Eiermann und Erbauer der Berliner Gedächtniskirche. Bereits Anfang der 60er Jahre hatte Mutschler mit der rundum verglasten, aus Beton in den Wald gebauten Mannheimer Pfingstbergkirche ein international einzigartiges architektonisches und theologisches Zeichen neuen kirchlichen Bauens gesetzt.
Für die dichter besiedelten Stadtteile Almenhof und Neckarau wählte das Architekturbüro Mutschler eine klar strukturierte Formensprache, welche die Konzentration auf die christliche Botschaft und ein Innehalten im reizüberfluteten Alltag ermöglicht: Einen Betonquader, den außen und innen rechteckige Architekturelemente durchdringen, darunter der Turmschaft mit der Sakristei. Acht Betonpfeiler tragen ein zeltartiges Faltdach, das an die „wandernde Gemeinde“ erinnert. Gläserne "Lichtbänder" erhellen den Innenraum von oben, der verglaste Sockel den unter der Kirche liegenden Gemeindesaal. Oberlichter am Emporenaufgang und indirekte Beleuchtung des Kirchenraumes durch horizontale Lichtöffnungen und vertikale Seitenfenster verleihen dem konstruktiv gehaltenen, skulptural wirkenden Kirchenraum Spiritualität.
1967 erfolgte die Einweihung, 1969 kam die Steinmeyer-Orgel (22 Register mit 1614 Pfeifen) hinzu, 2018 wurde die Orgel renoviert. Die vier Glocken stammen von der Gießerei Bachert, Karlsruhe. Zu dem Ensemble gehört auch das gegenüber in der Lassallestraße gelegene Gemeindehaus. Über Rampe und Fahrstuhl ist die Kirche behindertengerecht zugänglich.
Die Gemeinde hat ihre Kirche, welche einige anfangs wegen ihrer kompromisslos neuartigen Gestaltung humorvoll –despektierlich als „Halleluja-Bunker“, „Glaubensburg“ oder „Parkhaus“ bezeichneten, schnell angenommen. Ihr markantes Profil ist aus dem Ortsbild nicht mehr wegzudenken. Das einladende Lukas-Zitat in versenktem Relief an der Fassadenwand “Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“ stammt von dem Graphiker Carl Heinz Baier.
BesucherInnen erleben den schrittweisen Weg aus dem Alltag über den Vorplatz in den abgedunkelten Vorraum hinein mit dem Blick auf die lichterfüllte Treppe zur Orgelempore und das seitliche Heraustreten unter der auskragenden Empore in das strahlende Licht des Altarraumes. Es gibt keinen Mittelgang zum Altar, die hölzernen Kirchenbänke, von denen inzwischen einige ausgebaut wurden, sind seitlich zu erreichen. Quadratische Nischen an den Seitenwänden geleiten zum Zentrum, dem Altarbereich mit Kreuzrelief und goldenem Farbweg des Bildhauers Otto Herbert Hajek (1927-2005), welcher auch die abstrakten Reliefs an der Glockenstube (mit Leiter- und Kreuzmotiven) des 20 m hohen Turmes und an der Fassade schuf. Die niedrige Kanzel, der zum Raum hin ausladende Altartisch und das tiefer gesetzte und seitlich anschließende Taufbecken schaffen Nähe zur Gemeinde. Lore-Lina Schmidt-Roßnagel gestaltete das Glasmosaik mit Fischmotiv im Eingangsbereich, die Kunstschule Rödel das Bronzerelief für das Gedenkbuch im Atrium.
Carlfried Mutschler erbaute in Mannheim zudem die Multihalle der Bundesgartenschau 1975 (zusammen mit Frei Otto, dem Konstrukteur des Zeltdaches über dem Münchner Olympiastadion,), zudem das Museum Weltkulturen der REM (mit dem Künstler Erwin Bechtold) sowie das Stadthaus (wieder gemeinsam mit Hajek), das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und die Friedrich-Ebert-Schule.
Adresse Lukaskirche: Rottfeldstr. 16/18, 68199 Mannheim.
Die Markuskirche, eine Saalkirche mit Orgelempore sowie Glocken- und Uhrturm, wurde 1937/38 von dem Architekten und Politiker Max Schmechel (1892-1966) innerhalb weniger Monate ursprünglich für 800 BesucherInnen erbaut und sollte Mittelpunkt eines Neubauviertels werden: Die Almenhofsiedlung, ein Gartenstadt-Genossenschafts-Projekt, hatte Schmechel seit 1921 realisiert. Zudem war geplant, die Lanz-Werke (heute John Deere) zu verlegen und jenseits der Speyerer Straße weitere Lindenhof-Bebauung zu errichten. Da die Fabrik blieb, befindet sich die nach Südosten ausgerichtete Kirche heute am nordwestlichen Rand des Almenhofs, doch bildet die Markuskirche mit ihrem großflächigen, begrünten Außen-Areal eine Gelenkfunktion zwischen den Stadtteilen Almenhof, Lindenhof und Niederfeld und ist durch die nahe Straßenbahnlinie direkt mit der Innenstadt und mit Neckarau verbunden. Durch Rampen zur Kirche und zum großen Gemeindesaal ist der Bau behindertengerecht zugänglich.
Max Schmechel, der aus Pommern stammte, griff dortige Bautraditionen und historische Materialien wie Klinker (gebrannten Ziegel-,Backstein) auf und ließ sich durch Backsteinarchitektur in neuromanischer Formensprache inspirieren: durch das Rathaus von Stockholm und seinen berühmten Turm - mit dem für den Markusturm vorbildhaften offenen Glockenstuhl - wie auch durch die Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, die zwischen 1911 und 1930 entstanden.
Das Zentrum des Markus-Baukomplexes bildet der 30 m hohe Turm mit der Kirche, daran schließen sich Gemeinde- und Pfarramtsräume an. In der klaren optischen Gliederung der rechteckigen Bauteile mit Satteldächern und dem Kirchenschiff mit seinen rundbogigen Fenstern, Wandvorlagen und Arkaden, der flachen Holzdecke, dem tonnengewölbten Chor und den Metall-Radleuchtern zeigt der Bau Schlichtheit, geradezu Strenge. Und eine Rückbesinnung auf das frühe Christentum mit einer neuen verinnerlichten Spiritualität in den wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten der NS-Diktatur. Auf Metall musste weitgehend verzichtet werden, denn der Krieg warf seine Schatten voraus.
1944 brannte die Kirche bis auf die Außenmauern nieder, auch der 30 m hohe Turm, war beschädigt. Der ebenfalls kriegszerstörte, überlebensgroße Korpus des gekreuzigten Christus an der Chorwand, ein bronzefarben gefasster Gips des für die Karlsruher Majolika-Manufaktur tätigen Keramikers und Plastikers Otto Schneider (1890-1946), wurde 1953 nachgegossen, das Holzkreuz ergänzt. Beleuchtet wird der Kruzifixus im Gewölbe des Chors durch ein das Morgenlicht einfangendes seitliches Rundfenster (Oculus) und durch drei kreisförmige, zentral eingelassene Lampen. So erscheint im Gottesdienst gleichzeitig das Licht von Schöpfung und Auferstehung wie auch das der Dreieinigkeit.
Das Kirchenschiff ist mit Juramarmor (einem Kalkstein) gepflastert. Die hölzernen Prinzipalstücke (Altar, Kanzel, Füße des Taufbeckens) wie auch die seitlich und entlang eines Mittelgangs verlaufenden Bänke wirken streng, körperhaft und funktional. Die metallene Taufschale mit Deckel krönt ein als Fischprofil gestalteter Griff, der auf Christus verweist. Einige Bankreihen wurden entfernt, um mehr Raum unter der Empore und vor dem Altarraum zu gewinnen. In der Eisenacher Paramentenwerkstatt wurden die Altar- und Kanzel-Paramente (Behänge) der Textilkünstlerin Gabriele Backhaus gefertigt.
Vor einigen Jahren wich die zartfarbige Bleiverglasung bis auf wenige Reste farblosem Glas.
Die Weigle-Orgel wurde 1938 eingebaut und in den 50er Jahren nach ihrer weitgehenden Zerstörung erneuert mit 39 Register mit 2546 Pfeifen, drei Manualen und einem Pedal. Jüngste Orgelrenovierung: 2021.
Drei der vier Glocken der Karlsruher Gießerei Bachert wurden nach dem Krieg neu gegossen. Später mussten sie aus statischen Gründen von vier auf drei reduziert werden und erhielten neuartige Ausgleichgewichte. Der Turmaufbau wurde ersetzt und verstärkt. An der Verbesserung der Statik im Zusammenhang mit den Schwingungen wird weiterhin gearbeitet.
Max Schmechel gestaltete große Teile der Almenhof-Siedlung, den Kalmitplatz sowie die Pfalzplatzbebauung auf dem Lindenhof. Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf er zahlreiche evangelische Kirchenneubauten (u.a. Hafenkirche, Emmauskirche) sowie Wiederaufbauten im Krieg stark beschädigter Kirchen wie Johannis, Konkordien, Luther, Union.
Adresse Markuskirche: Im Lohr 2-4, 68199 Mannheim